Wie Düsseldorf den Denkmalschutz aushebelt
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August 2024

Von der Musterstrecke zum Pilotprojekt

Wie Düsseldorf den Denkmalschutz aushebelt

Tausende Unterschriften konnten Stadtverwaltung und Stadtrat in Ihrem Bemühen nicht stoppen, mit den Gaslaternen ein Denkmal der Industriekultur zu zerstören. Jetzt setzt die Verwaltung den Ratsbeschluss vom September letzten Jahres um. Nach der Musterstrecke in Eller, die im Mai in Betrieb ging, kommt jetzt ein „Pilotprojekt” in Heerdt und Lörick. „Nach erfolgter denkmalrechtlicher Zustimmung” sollen dort 250 Gaslaternen durch LED-betriebene Imitate ersetzt werden.
Wie diese Zustimmung erreicht worden ist oder werden soll, bleibt allerdings das Geheimnis der Stadtspitze um OB Dr. Keller. Fachleute sind sich einig, dass die neuen Leuchten mit Denkmälern nichts mehr zu tun haben. Keller hat vor der Entscheidung und auch danach immer wieder betont, der Denkmalschutz sei kein Problem. Wie kommt ein Oberbürgermeister eigentlich zu so einer Aussage?

Wahrscheinlich wird jetzt deshalb der erste Umsetzungsschritt als „Pilotprojekt” bezeichnet. Es ist ja ansonsten auch schwer vermittelbar, dass sich private Eigentümer von denkmalgeschützten Gebäuden oft selbst kleinste Details genehmigen lassen müssen, die Stadt selber aber kurzerhand rund 13.000 Denkmäler beseitigt.

Kosten pro Laterne 10.000 Euro

Noch aus einem anderen Grund ist die Bezeichnung „Pilotprojekt” für die Verwaltung und ihren Chef ganz praktisch. Die Kosten von 10.000 Euro pro Laterne liegen weit über dem, was vorher gesagt wurde. Darüber hinaus spricht niemand mehr darüber, dass die Investitionen der letzten Jahre in die Modernisierung der Gaslaternen wertlos werden. Viele Laternenköpfe und teilweise auch Maste sind restauriert und mit Elektrozündung versehen worden. Grund war die Umstellung von L- auf H-Gas.

Führung an der Musterstrecke

Tag des Offenen Denkmals
8. September 2024
Gemeinsam mit dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) führen wir am Tag des Denkmals durch die Musterstrecke und angrenzende Straßen mit echten Gaslaternen.

Start: 20 Uhr
Treffpunkt:
Am Hackenbruch, Ecke Richardstraße
Eine Anmeldung ist nicht nötig.

Hat der Rat das wirklich so gewollt?

Auch wenn die Ratsmehrheit mit leichter Hand den Abriss eines Denkmals von nationaler Bedeutung beschlossen hat, war aus allen beteiligten Fraktionen zu hören, dass äußere Form und Lichtstimmung erhalten bleiben sollten.

Es ist davon auszugehen, dass sich bisher die wenigsten Ratsmitglieder die Musterstrecke angesehen haben. Mit Gaslaternen haben die dort aufgestellten Leuchten gerade noch die äußere Form des Laternenkopfes gemein. Das Licht kommt aus blendenden Linsen und hat mit der ursprünglichen Anmutung der Gasbeleuchtung rein gar nichts mehr zu tun. Wie prophezeit, sind die neuen Köpfe bereits nach wenigen Wochen von Insekten umsponnen und verschmutzt.

Stadtverwaltung und Stadtwerke attestieren sich jedoch jetzt in der Pressemitteilung selber, dass der Wunsch des Rates erfüllt worden sei. Bei den Begehungen war außer Verwaltung und Stadtwerken niemand dabei. Auch spricht die Verwaltung von „positiver Resonanz der Anwohnenden”. Davon haben wir bei unseren Besuchen nichts gespürt, eher das Gegenteil. Beides sind Stimmungsbilder. Eine objektive Evaluation sieht anders aus. Wir würden das erwarten, denn immerhin geht es insgesamt um rund 130 Millionen Euro Steuergelder.

Auf jeden Fall sollten Bürger und Kommunalpolitiker sich selber ein Bild machen, auch wenn der Weg nach Eller für manchen weit ist. Eine gute Gelegenheit dazu gibt es auch bei unserem Spaziergang am Tag des Offenen Denkmals (siehe Kasten).

Politische Entscheidungen lassen sich korrigieren

Eines hat uns die Diskussion um die Gaslaternen gezeigt: Politische Entscheidungen sind nicht für die Ewigkeit. Der mühsam und mit großem Einsatz vieler Bürger erreichte Kompromiss von 2020 wurde im September 2023 wieder einkassiert, ohne dass sich grundlegende Fakten geändert hätten. Genauso wird es möglich sein, den überstürzten Beschluss von 2023 wieder zu revidieren. Das Thema „Gaslaternen” ist für viele Düsseldorfer Bürger nicht vom Tisch und wird die Stadtgesellschaft auch in den nächsten Jahren weiterhin beschäftigen. Das sehen wir an den Reaktionen auf Beschluss und Musterstrecke, die uns vielfältig erreicht haben.
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